Review: Pearl (Kino)

Das Original-Plakat von "P arl"(© 2022 Universal Studios. All Rights Reserved.)

Das Original-Plakat von “Pearl”(© 2022 Universal Studios. All Rights Reserved.)

Inhalt: 1918 – Während ihr Mann im ersten Weltkrieg kämpft, muss die junge Pearl (Mia Goth, „A Cure For Wellness“) auf dem Hof ihrer Eltern helfen und sich um den schwer erkrankten Vater (Matthew Sunderland, „The Nightingale“) kümmern. Täglich leidet sie unter den Schikanen ihrer herrischen Mutter Ruth (Tandi Wright). Dabei will sie doch nur raus in die Welt ziehen und eine berühmte Tänzerin werden! Wenn Pearl dann mal die Wut packt, ist es keine gute Idee, ein kleines Tier auf dem Hof zu sein. Ein Flirt mit dem örtlichen Kinovorführer (David Corenswet) und die Ankündigung eines Tanzcastings in der Kirche geben der jungen Frau neue Hoffnung. Die Frust-Toleranz ist bei Pearl aber nicht sonderlich hoch.

 

Kritik: Regisseur und Autor Ti West („In a Valley of Violence“) versteht es wie wohl nur wenige aktuelle Filmemacher, Genrekino mit eigenem Stempel zu kreieren. Im vergangenen Jahr lieferte er mit dem doppelbödigen Exploitation-Slasher „X“ den wohl eindrucksvollsten Nachweis seiner bisherigen Laufbahn. Ein entscheidender Faktor dafür war Mia Goth, die in dem Film gleichzeitig als (alle Genre-Klischees unterlaufendes) Final Girl Maxine und Killerin Pearl (im bizarren Alters-Make-Up) in Erscheinung trat. Um Letztere geht es nun auch im entsprechend betitelten Prequel-Film, der die Wandlung einer jungen Frau vom Sonderling zum Monster nachzeichnet. Für dieses Werk war Mia Goth auch noch erstmals als Co-Autorin und Produzentin aktiv.

 

 

Übung macht den Meister (© 2022 Universal Studios. All Rights Reserved.)

Übung macht den Meister (© 2022 Universal Studios. All Rights Reserved.)

 

 

Das Endergebnis dürfte wohl jedem Zuschauer gefallen, dem „Der Zauberer von Oz“ schon immer ein bisschen zu wenig „Psycho“ war. Dabei ist „Pearl“ so wunderbar eigenartig und originell, wie man es wohl selten erlebt haben dürfte. In bonbonbunten Farben und fast durchgängigem Tageslicht taucht der Zuschauer in den Verfall der Titelheldin ein, die doch eigentlich nur nach Anerkennung strebt. Der eher klassische Slasher-Weg, der für „X“ hervorragend funktioniert hat, wird hier für einen sehr viel intimeren, schwerer zu greifenden, aber ausgesprochen effektiven Horror verlassen.

Neben einer einfallsreichen Inszenierung, die sich genau so viel Zeit nimmt, wie die Erzählung benötigt, lebt das Geschehen von einer überirdischen Performance von Mia Goth. Empathisch, sonderbar, tragisch, witzig und mit dem unangenehmsten Lächeln der jüngeren Film-Geschichte liefert Goth einen Auftritt, den wohl niemand so schnell vergessen wird. Fast beiläufig ist ihr Part, der in einem atemberaubenden Monolog gipfelt, noch einmal ein Wink mit dem Zaunpfahl an Oscars und Co., sich endlich einmal ernsthaft mit Genre-Unterhaltung zu befassen. Der restliche Cast dient da mehr als Zuarbeiter.

Ti West und Mia Goth, die für ihren Auftritt zwingend in die erste Hollywood-Liga befördert werden muss, zeigen mit „Pearl“, wie gut aktuelles Horror-Kino und auch Origin-Geschichten zu bestehenden Filmen sein können, wenn man wirklich eine zündende Idee hat. Angeführt von der vielleicht besten Schauspielleistung des Jahres macht dieses Prequel seinen Vorgänger (dank des gelieferten Kontexts) noch besser und entwickelt sich auf seine komplett unkonventionelle, kreative und auch verstörende Art zu einem hoch unterhaltsamen Must-See.

4,5 von 5 Punkten

Der Film gehörte zum Programm der Fantasy Filmfest Nights 2023.


Quelle: Universal Pictures, YouTube

Pearl

Originaltitel:Pearl
Regie:Ti West
Darsteller:Mia Goth, David Corenswet, Tandi Wright
Genre:Horror, Drama
Produktionsland/-jahr:USA/Neuseeland, 2023
Verleih:Universal Pictures
Länge: 103 Minuten
FSK: ab 18 Jahren
Kinostart: 01.06.2023

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Universal Pictures

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 30.04.2023
Review: Pearl (Kino)

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